NZZ Newsletter zur Mobilität

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Ein paar Gedanken zu Prof. Jansens „10 Fakten zum Klimaschutz“:

1. „Das Klima ändert sich laufend, seit Menschengedenken …“ Ja natürlich. Es hat sich auch schon vor dem Menschen immer wieder geändert.

2. Dass es sich „harmonisch“, d.h. in Sinus-Form ändere, entspricht nicht der Realität. Ok, das ist nur eine sprachliche Unschärfe.

3. Dass das Klima von der Sonnenaktivität und von der sich immer leicht verändernden Umlaufbahn, d.h. von dem sich verändernden Energieeintrag beeinflusst wird, ist evident.

4. Es ist aber schwer argumentierbar, dass die Veränderungen im Inneren der Sonne („Sonnen-Plasma-Gezeiten“) durch die Planetenbewegungen verursacht werden. Dazu ist die resultierende Gravitationswirkung der Planeten auf die Sonne wohl um mehrere Größenordnungen zu klein verglichen mit den innersolaren Energieflüssen. Wurden derartige Sonnen-Plasma-Gezeiten zufolge der Planetenbewegung gemessen, oder sind sie nur Spekulation? Viel eher ist denkbar, dass sich wegen der Gravitationswirkung der Planeten auf die Erde deren Umlaufbahn geringfügig ändert und damit der Sonnenenergieeintrag auf die Erde. Siehe auch in der digitalen Bibliothek den Beitrag „Zur Klimageschichte“.

5. CO2 ist nicht die alleinige Basis allen Lebens. Dazu braucht es auch noch die Elemente Wasserstoff, Stickstoff und Sauerstoff, plus eine Vielzahl an Spurenelementen (Phosphor, Schwefel usw.). Das sind die Bausteine aller Proteine auf unserem Planeten. Dies ist auch vielleicht eine sprachliche Unschärfe.

6. Natürlich ist CO2 ein Mitverursacher des Treibhauseffektes. Das sagen uns Physiker. Die ersten, die sich mit der Infrarot-Strahlung beschäftigten waren Herschel und dann auch Fourier. Und die Physiker sind sich deshalb sicher, weil es mehr als ausreichend Messungen über die Abstrahlung von der Erde in den Weltraum haben (Spektralanalysen mit vielen Satelliten). Die frühere These von der Sättigung der Atmosphäre mit CO2 hat sich als unrichtig herausgestellt. Die Atmosphäre ist eben kein homogener Gaskörper in einem thermischen „Gleichgewichtszustand“, nicht einmal in der CO2-reichen Venusatmosphäre, wo die äußeren Gas-Schichten auch nicht gesättigt sind. Die Physiker sprechen von „lokalen thermischen Gleichgewichtszuständen“.

Zur Berechnung des Strahlungstransfers durch die Atmosphäre wird heute ein Schichtenmodell genutzt. Seien wir froh, dass die Wissenschaft mit neuen Erkenntnissen alte Irrtümer beseitigen kann.

Der Wasserdampf in der Atmosphäre trägt deutlich mehr als CO2 zum Treibhauseffekt bei , das ist gesichertes Wissen.

All das lässt sich nachlesen (Raymond T. Pierrehumbert: „Infrared radiation and planetary temperature“, Physics Today Jan 2011, www.physicstoday.org).

Natürlich emittiert die Sonne auch infrarote Strahlung. Sie kommt aber zum größten Teil nicht auf der Erde an, sondern wird in der Atmosphäre absorbiert (Satellitenmessungen). Was aber nicht am Erdboden ankommt, führt dort auch nicht zu einer Temperaturerhöhung. Fast alles auf die Atmosphäre eingestrahlte sichtbare Licht erreicht hingegen die Erdoberfläche (ca. 70%) und heizt sie auf. Die Folge ist  eine infrarote Strahlung, die in den Weltraum „entweichen will“. Sie kann dies umso weniger, je mehr CO2, Wasserdampf und eine ganze Reihe anderer Gase und Aerosole sich in der Atmosphäre befinden. Das nennt man „Treibhauseffekt“. Als die wichtigsten zusätzlichen Treibhausgase wurden Methan und Lachgas identifiziert. Methan ist knapp 30 mal so wirksam, Lachgas knapp 300 mal so wirksam wie CO2. Auch das haben Physiker gemessen. Der rasche und starke Anstieg der CO2-, Methan- und Lachgaskonzentrationen in der Atmosphäre seit dem Beginn der industriellen Revolution ist eine direkte Folge menschlichen Wirkens.

7. Natürlich dominiert Wasser das Wettergeschehen. Was als Wasser sollte es sonst regnen und schneien und die Ozeane füllen?  Und natürlich ändert sich mit der Wolken- und Eisbedeckung auch die Einstrahlung auf die Erdoberfläche (aber auch die Abstrahlung von ihr). Es ist auch ein Faktum, dass Wassermoleküle und CO2-Moleküle unterschiedlich auf infrarote Bestrahlung reagieren. Sie reagieren auf das Strahlungsgeschehen unabhängig voneinander. Das zeigen die unterschiedlichen Absorptionsbanden aus der Spektralanalyse. Einfach aus diesem Grund ist es unvorstellbar, dass ein erhöhter Wasserdampfgehalt in der Atmosphäre die Strahlungsabsorption des CO2-Moleküls beeinflussen (mindern) sollte. Das erinnert doch an das Dalton’sche Gesetz, wonach die Partialdrücke der Einzelkomponenten eines Gasgemisches zusammen den gesamten Gasdruck bilden und doch voneinander unabhängig sind.

Schließlich: sowohl die Zunahme der mittleren Atmosphären-Temperatur als auch die Zunahme der Klimagase CO2, Methan und Lachgas waren in der jüngsten Vergangenheit so rasch und so stark wie nie zuvor in den vergangenen paar tausend Jahren. Aus der NZZ:Gemäss zwei neuen Studien hat sich die Lufthülle der Erde im letzten Jahrhundert so stark erwärmt, wie es in den vergangenen 2000 Jahren sonst nicht vorgekommen ist. Vor allem aber hat es einen räumlich so homogenen Temperaturanstieg in dem untersuchten Zeitraum zuvor noch nicht gegeben: Im 20. Jahrhundert herrschte auf mehr als 98 Prozent der Erdoberfläche die wärmste Phase, während frühere Erwärmungsphasen immer nur einen Teil der Erde betrafen. Dieses Fazit ziehen jetzt Forscher um Raphael Neukom vom Oeschger-Zentrum für Klimaforschung an der Universität Bern.“

Und auch: 190809 Klimaerwärmung ist so schnell wie noch nie zuvor: Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass sich die Erde so schnell erwärmt, wie noch nie in ihrer Geschichte. Die globale Temperatur steigt nach Forscherangaben derzeit schneller an als jemals zuvor in den Millionen von Jahren der Erdgeschichte, die Klimaforscher rekonstruieren können.

Das sind physikalische Feststellungen. Und das soll ausschließlich ein Effekt geänderter Sonnenaktivität sein? Ich kann es mir nicht vorstellen.

Walter Ospelt 191024

Hin zu einer Freiheit, die sich selbst begrenzt

Die Philosophin ISOLDE CHARIM zur Frage ob jeder mit seinen Konsumgewohnheiten direkt für das Klima verantwortlich zu machen ist.

Wer bei der ORF2-Diskussion „Im Zentrum“ sieht, wie Vertreter aller Parteien ihre Konzepte zum Kampf gegen den Klimawandel präsentieren, versteht, welche grundlegende Veränderung wir gerade erleben.

Eine Veränderung, von der wir noch gar nicht ermessen können, wie sehr sie nicht nur die Natur, sondern auch die Gesellschaft transformiert.

Jetzt, wo der Klimawandel die zentrale Erfahrung dieses Sommers war. Jetzt, wo er das zentrale Wahlkampfthema ist. Und jetzt, wenn am 20. September der globale Klimastreik stattfindet. Jetzt muss das Thema aufgegriffen werden. Auch wenn es an dieser Stelle schon behandelt wurde.

Manchmal benennt man ein Problem – und eröffnet damit aber auch ein Dilemma. Dann ist es ein Gebot der Redlichkeit, die Widersprüche zu benennen. Wie etwa bei der hier erhobenen Kritik, dass jeder mit seinen Konsumgewohnheiten direkt für das Klima verantwortlich gemacht wird.

Diese Vorstellung einer persönlichen Haftung ist nach wie vor ein Irrweg. Auch wenn diese Vorstellung immer mehr um sich greift -trotz aller negativen Folgen.

Es führt zu einer Kontrolle des persönlichen Verhaltens von außen -etwa seitens der Nachbarschaft oder des Milieus -ebenso wie von innen. Beides funktioniert über Beobachtung, schlechtes Gewissen und moralische Verurteilung. Zu sehen ist das an Phänomenen wie der „Flugscham“.

Die Tendenz zur persönlichen Askese kommt auch daher, dass sie einen Gewinn verspricht: das schöne Gefühl, etwas beizutragen. Die Erlösung durch das gute Gewissen. All das ist nicht zuletzt Ausdruck des alten Versprechens, dass wir als Konsumenten handlungsmächtig seien.

Tatsächlich aber ist die drohende Katastrophe nicht durch persönliche Lebensführung aufzuhalten. Angesichts der Größe und Dringlichkeit des Problems wäre dies die falsche Position für den Einzelnen.

Statt das Problem zu privatisieren, sollten wir das genaue Gegenteil tun: es politisieren. Das ist die Parole. Und sie gilt nach wie vor. Und dennoch gibt es ein Aber: Die Politik, die das lösen soll, muss von der Bevölkerung – von Unternehmern ebenso wie von Beschäftigten -getragen werden. Die Gesetze, die das regulieren sollen, müssen akzeptiert werden.

Anders gesagt: Wenn es ein demokratisches Vorgehen sein soll, das die notwendigen Veränderungen durchsetzt, dann braucht es beim Einzelnen eine Sensibilität für die Gefahren des Klimawandels.

Das ist ein Lernprozess für alle -für Konsumenten, für Unternehmer und nicht zuletzt für Politiker. Es braucht eine gesellschaftliche Akzeptanz für die notwendige Transformation.

Das Dilemma ist also, dass die persönliche Haftung, die private Selbstkasteiung etwa, nicht reicht, ja sogar eine falsche Priorität setzt -und trotzdem braucht es einen Mentalitätswandel.

Und zwar, um als Gesellschaft die Kosten zu akzeptieren und zu tragen. Auch für all jene, die sie nicht tragen können. Es braucht also die Akzeptanz einer ökologischen Umverteilung, einer ökologischen Gerechtigkeit.

Dieser Mentalitätswandel müsste noch viel weiter gehen. Ob man nun an Degrowth glaubt und das Wirtschaftswachstum einschränken möchte oder ob man vom wirtschaftlichen Umbau durch einen „Green New Deal“ überzeugt ist. In jedem Fall bedarf es eines grundlegenden ideologischen Umbruchs.

Die alte Freiheit, dass alles, was möglich ist, auch getan wird. Die alte Freiheit, dass uns die ganze Welt zur Verfügung steht. Diese alte Freiheit lässt sich nicht mehr (oder nicht mehr lange) kaufen. Durch keine Formen des neuen Ablasshandels für Umweltsünden. Wir werden nicht umhinkommen, Freiheit neu zu buchstabieren -hin zu einer Freiheit, die sich selbst begrenzt.

Deshalb lautet die vorrangige Frage: Wie verändern sich Mentalitäten, Gewohnheiten, Lebensformen, gesellschaftliche Normen und Funktionsweisen?

Die Autorin ist Philosophin, Publizistin und wissenschaftliche Kuratorin. Zuletzt erschien ihr preisgekröntes Buch „Ich und die Anderen“ (Zsolnay), in dem sie über die pluralisierte Gesellschaft nachdenkt

charim@falter.at

Spitzenkandidaten bei „Klimaprüfung“

Die Klima-Jugendbewegung „FridaysForFuture“ hat am Freitag in der TU Wien die Spitzenkandidaten für die Nationalratswahl bzw. Vertreter der Parteien zur „Klimaprüfung“ durch Wissenschafter antreten lassen. Am besten bewerteten die Experten dabei die Wahl- und Parteiprogramme von Grünen und NEOS, die ehemaligen Regierungsparteien ÖVP und FPÖ fuhren schlechtere Noten ein.